Küsse unterm Silberfarn von

Küsse unterm SilberfarnTravel. Love. New Zealand.

 Neuseeland

Küsse unterm Silberfarn

Klappentext

Einfamilienhaus in der Eifel, sonntäglicher Brunch, Anwaltskanzlei. All das verlässt Hanna Hals über Kopf. Ihr Ziel: So weit weg, wie es nur irgend geht. Neuseeland kommt ihr da gerade recht. Das Gute: Die warme Jahreszeit bricht gerade an. Per Work & Travel möchte sie beide Inseln erkunden, aber schon auf dem ersten Weingut der Südinsel nahe Queenstown trifft sie Max. Auf Anhieb spüren beide die Verbindung, aber eine Fernbeziehung ist für sie völlig ausgeschlossen.

Was tun, wenn das Herz ein zu Hause findet, obwohl man nur die Freiheit gesucht hat?

 

Das Buch ist als E-Book und Taschenbuch bei Amazon und Thalia erhältlich.

 

 


Anna Matthes im Herzog-Magazin

Mit dem Kopf in die Ferne lautet die Überschrift zu dem Artikel über Anna Matthes neuen Roman „Küsse unterm Silberfarn“.

Anna Matthes - Herzog Kulturmagazin

Im Interview mit der Kulturzeitschrift berichtet Anna über den Entstehungsprozess des Romans und ihre Liebe zu Neuseeland.


Anna Matthes - Autor bei Flamingo Tales

Über Anna Matthes

Die Autorin Anna Matthes schreibt unter einem Pseudonym. Sie wurde 1970 geboren und lebt mit ihrem Ehemann im äußersten Westen des Rheinlands. Im wirklichen Leben arbeitet sie in der Verwaltung einer Universität Einmal im Jahr verbringt sie gerne ihren Urlaub in Österreich und erwandert die Gegend am Dachstein in der Steiermark oder im Kaisertal in Tirol. Ansonsten entdeckt sie gerne auf Reisen die Welt.


Neuseeland-Reisefotos von Anna Matthes


Leseprobe

Die Anschnallzeichen leuchteten auf und der übliche helle Ton erklang, gefolgt von hunderten Klickgeräuschen der anderen Passagiere, die ihre Gurte schlossen. Bitte keine Luftlöcher mehr. Gerade jetzt, da ich es fast geschafft hatte. Der Flug von Singapur nach Christchurch war so entspannt gewesen, aber in dieser kleinen Propellermaschine nach Queenstown spürte man jedes Holpern wie bei meinem kleinen roten Polo.
Mit zitternden Händen ließ ich ebenfalls die Schnalle einrasten. Unwillkürlich band ich mir meine langen blonden Haare zu einem Zopf und meine Hand wanderte zum Mund. Noch nie war mir vom Fliegen schlecht geworden. Andererseits waren das vielleicht auch die Aufregung von der langen Reise und der emotionale Stress, der endlich von mir abfiel, so weit weg von zu Hause. Leider würde es noch mindestens zwei Stunden dauern, bis ich mich in meinem gebuchten Cottage auf dem Bett ausstrecken konnte.
»Na, Liebes. Soll ich nach einer Tüte fragen? Ich rufe gern die Stewardess.«
Flugbegleiterin sagte man heutzutage, wäre es mir fast herausgerutscht, aber die Dame mit den grauen Locken und den dicken Perlenohrringen beugte sich bereits in den Gang. Ohne Erfolg. Die Crewmitglieder hatten sich ebenfalls an ihre Sitzplätze begeben.
»Vielen Dank, ich hoffe, ich schaffe das auch ohne.« Verkrampft lächelte ich die Dame an. »Sonst macht mir das Fliegen nichts aus.« Musste die Erschöpfung nach der langen Reise sein.
Plötzlich huschte ein neckischer Ausdruck über das Gesicht meiner Sitznachbarin. »Haben Sie es Ihrem Mann schon gesagt?«
»Entschuldigung?« Die Dame dachte doch nicht etwa, ich wäre schwanger, oder? Aber da bestand bei mir keine Gefahr. Das mit Philip war jetzt schon ein Jahr vorbei. Seitdem hatte ich die Nase voll von Beziehungen und One-Night-Stands waren so gar nicht mein Ding. Andererseits. Der Typ da vorn mit den Dreadlocks hatte mich vorhin so nett auf einen Drink in sein Youth Hostel eingeladen … Warum sollte ich nicht dem Schicksal seinen Lauf lassen? Ich war frei. Niemand konnte mir etwas verbieten. Genau deshalb machte ich diese Reise ja. Erst in drei Monaten ging mein Rückflug, den ich aber flexibel umbuchen konnte. Hoffentlich würde mein Work-and-travel-Visum genehmigt werden, das ich vor meiner überstürzten Abreise noch beantragt hatte. In dem Fall würde ich erst in fünf Monaten zurückfliegen.
Bis dahin konnte ich machen, was immer mir in den Sinn kam. Na ja. Aber vielleicht eher nicht mit dem Dreadlocks-Typ. Immerhin war er vermutlich zehn Jahre jünger als ich, also gerade erst volljährig geworden. In Deutschland. Hier in Neuseeland war er demnach noch minderjährig.
»Als ich es damals meinem Friedrich gesagt habe, war er überglücklich und hat mir sofort einen Antrag gemacht. Das hat auch die Gesellschaft gefordert. Ein paar Wochen später waren wir verheiratet, und als dann Martina und Anke auf der Welt waren, unsere beiden Mädchen, ist die Zeit nur so verflogen.« Die Dame seufzte theatralisch. »Und jetzt hat Martina selbst schon eine erwachsene Tochter, die in Ihrem Alter ist. Wissen Sie, die ist nach Queenstown ausgewandert und betreibt jetzt ein Weingut mit Ihrem neuseeländischen Mann. Ich bin auf dem Weg zu ihnen, um sie ein paar Wochen zu besuchen.«
»Wow, freut mich für Sie. Das klingt ja wirklich beeindruckend.« Schön, dass dieser Lebensstil der Enkelin der Dame gefiel. Für mich war das allerdings das Letzte, auf das ich Lust hatte, denn es war genau das, was ich in der Eifel zurückgelassen hatte: ein gesetztes mittelständisches Leben. Einfamilienhaus, sonntäglicher gemeinsamer Brunch, Familienunternehmen. Dass meine Eltern sich auch noch wünschten, dass ich endlich mit Felix, dem Anwalt aus Papas Kanzlei, zusammenkam, war die Höhe. Nein, danke.

Plötzlich sackte das Flugzeug ab und ich krallte meine schweißnassen Hände in die Armlehne.
»Nach draußen schauen hilft, Liebes.« Aufmunternd deutete die Dame auf das Fenster neben mir. Schaden würde es sicher nicht. Außerdem konnte ich dann schon mal die Gegend von oben sehen, in der ich die nächsten Wochen verbringen würde. Ich hatte mir vorgenommen, als Erstes die ruhigere Südinsel ganz in Ruhe zu erkunden und dann in ein paar Wochen die Nordinsel in Angriff zu nehmen.
Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu, ließ einen See neben der Stadt türkisblau funkeln und tauchte die Bergketten in ein goldenes Licht. Die Südalpen Neuseelands, wenn mich nicht alles täuschte. Zumindest stand das im Reiseführer, den ich noch schnell am Flughafen in Frankfurt gekauft hatte. »Wow«, entfuhr es mir und ich war so überwältigt, dass meine Übelkeit verflog. Vor Ehrfurcht blieb mir glatt die Luft weg. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass eine bekannte Schokoladenmarke Werbung in den Neuseeländischen Alpen drehte, weil diese authentischer wirkten als die Schweizer Alpen. Verrückt.
Der Pilot flog einen Schlenker und steuerte Queenstown an. Fast wirkte es, als würde das Flugzeug den Gipfel des Gebirges streifen, so nah passierten wir ihn. Dann sackte die Maschine ab und die Reifen quietschten beim Bremsen auf der Landebahn. Meine Füße stemmten sich in den Teppich, als ob ich mitbremsen könnte, was natürlich Quatsch war. Endlich. Nach zwei Tagen Reise war ich am Ziel. Tief atmete ich durch.
Am Himmel zogen vereinzelte Wolken vorbei und der Boden war nass, als ob es eben geregnet hätte. Wettertechnisch nicht die schönste Begrüßung, aber es war ja gerade erst Oktober, also Frühling, hier in Neuseeland.
Langsam steuerte der Pilot die Maschine auf die Ankunftshalle zu, die direkt an einem Berg lag. Der braun schimmernde Felsen ragte neben der Landebahn empor und neben uns tauchte ein anderes Flugzeug von Air New Zealand auf. Der verschlungene schwarz-weiße Maori-Schriftzug mit dem Wahrzeichen der Neuseeländer, dem Silberfarn, war wirklich niedlich. Schade, dass ich noch nicht Gelegenheit gehabt hatte, mich intensiv mit dem Land auseinanderzusetzen. Es war eher Zufall, dass ich hier gelandet war. So weit weg, wie es nur ging, war nun mal von der Eifel aus gesehen hier.
Als endlich die Türen entriegelt wurden, reihte ich mich entspannt hinter der Dame in die Schlange ein. Ich war kein Fan davon, sich als einer der ersten Passagiere hinauszudrängen. Jetzt kam es trotz meiner Müdigkeit auf ein paar Minuten nicht an.
Schon in Christchurch, wo ich von Singapur aus gelandet war, war ich bei der Bio-Security so geschafft gewesen, dass ich erst gar nicht verstanden hatte, warum man mich aufforderte, meine Wanderschuhe zu zeigen. Gut, dass ich nach der letzten Tour an der Mosel mit meinem Bruder Jo die Sohle so gründlich gereinigt hatte. Natürlich wollte ich keine fremden Sporen ins Land schleppen und am Ende noch Flora und Fauna bedrohen.
Hier in Queenstown war ich völlig übermüdet. Immerhin schlug mein Magen inzwischen keine Kapriolen mehr. Wäre auch zu peinlich gewesen, wenn ich mich jetzt vor den Füßen der armen Flugbegleiterin übergeben hätte.
In der Ankunftshalle begrüßte mich ein buntes Schild, auf dem stand »Kia Ora, Aotearoa«. Der Hintergrund war mit grünem Farn ausgeschmückt. Darunter stand die Erklärung auf Englisch. In meinem Kopf wiederholte ich die Begrüßung von der Tafel. Hallo, Neuseeland. Da war ich also endlich.