Acht (un)geplante Tage mit dir
Klappentext
Sie lässt sich gern treiben. Er plant jedes Detail.
Vor ihnen liegen acht Tage New York.
Übersetzerin Hazel darf für ihre beste Freundin eine gewonnene Reise nach New York antreten.
Der Haken daran? Ihr Travelbuddy ist deren etwas nerdiger Bruder.
Lukas ist nicht nur gar nicht ihr Typ, sondern zu allem Übel extrem durchgeplant, während Hazel gern die Atmosphäre vom Big Apple aufsaugen möchte.
Was als Zweckgemeinschaft beginnt, wird zu einer wunderschönen Zeit in der Stadt, die niemals schläft.
Sie kommen sich näher, dabei bleiben ihnen nur diese acht Tage.
Und so schließen sie einen ungewöhnlichen Deal: Ein Time-out von ihren Leben …
Das Buch erscheint am 13. März 2025 und ist als Taschenbuch bei Amazon und Thalia vorbestellbar.
Vera Conny Jack
Vera Conny Jack war ursprünglich auf juristischen Pfaden unterwegs, ehe sie für die Presse geschrieben und in einer Zeitungsredaktion gearbeitet hat. Außerdem liegt ihr die ehrenamtliche Arbeit schon immer am Herzen. Seit einigen Jahren füllt sie auf Instagram als Europeantravelgirl einen Buch- und Travelblog mit Leben. Dort teilt sie ihre Bücherliebe und nimmt ihre Follower auf ihre zahlreichen Abenteuer mit. Am Reisen schätzt Vera neben den überwältigenden Eindrücken vor allem die wunderbaren Begegnungen mit den Menschen. Doch nicht nur die Vielfalt Europas weckt in ihr das Fernweh. Auch die USA erkundet sie gerne. Bei mehreren Besuchen in New York City hat sie sich unsterblich verliebt in diese Stadt, die niemals schläft. Wenn Vera nicht gerade in der Welt unterwegs ist, hat sie ihre Heimat mit ihrer Familie im Pfälzerwald gefunden.
Die Protagonisten
Hazel
Die Übersetzerin und Dolmetscherin für Englisch und Spanisch liebt ihren Job, weil er sie rund um die Welt bringt, interessante Menschen treffen lässt und perfekt zu ihrem Freiheitsdrang passt.
Hazel ist offen, spontan und hat eine diebische Freude daran, sich über den nerdigen und schüchternen Bruder ihrer besten Freundin lustig zu machen. Sie ist eine loyale beste Freundin, aber nicht für Beziehungen geschaffen, sondern will frei und ungebunden bleiben.
Lukas
Als Wirtschaftsmathematiker und Zahlenmensch ist Lukas bestens organisiert und durchgeplant.
Dagegen hat er die Sache mit der gechillten Kommunikation nicht so ganz im Griff. Hazel als die beste Freundin seiner Schwester kennt er schon seit Jahren, fürchtet aber deren spitze Zunge.
Was er ebenso wenig unter Kontrolle hat, sind seine immer wuscheligen Haare, die sich andauernd locken, sobald er ins Schwitzen gerät. Und das tut er in Hazels Anwesenheit ständig!
Leseprobe
Kapitel 1
Hazel
Ich lasse mich mit dem Taxi zum Flughafen bringen. Weil mich immerhin knapp acht Stunden Flug erwarten, trage ich eine bequeme Jogginghose und ein weites Shirt. Einen Hoodie habe ich mir um die Hüften gebunden. In den will ich mich im Flugzeug einkuscheln, weil es an Bord erfahrungsgemäß immer zieht. Während ich meinen schicken roten Koffer zum Schalter unserer Fluglinie ziehe, muss ich plötzlich grinsen.
Direkt davor steht Lukas, den ich zwar schon lange nicht mehr gesehen, aber natürlich sofort erkannt habe. Er blättert leicht angespannt durch seine Reiseunterlagen und scheint mächtig nervös zu sein, denn aus seinen immer leicht unordentlich gelockten Haaren rinnt ihm ein Schweißtropfen über die Stirn. Er trägt Cargohosen, ein kariertes Hemd, das leicht über seinem Bauch spannt, und Laufschuhe.
„Du, der Flug nach Nepal zur Trekking-Tour ist schon vor zwei Stunden gegangen!“, begrüße ich ihn frech.
Lukas hebt den Blick von seiner Ledermappe, und lässt ihn mit hochgezogenen Augenbrauen über meine Joggingpants gleiten. „Ach, und die Aerobic-Gruppe ist schon 1980 losgeflogen“, kontert er.
Ich staune. Das waren ja schon doppelt so viele zusammenhängende Wörter wie in den letzten zehn Jahren, und – Entschuldigung – war das etwa Humor? Da habe ich jemanden wohl unterschätzt. So kenne ich ihn ja gar nicht. Kurz überlege ich, ob ich beleidigt sein soll, aber dann muss ich neidlos anerkennen, dass sein Spruch extrem gut war.
Er betrachtet mein völlig ungeschminktes Gesicht. „Na, hast du es heute mit dem Rouge nicht etwas übertrieben? Ich habe mich für den achtstündigen Flug mit dir vorbereitet mit allen Online-Tutorials, die ich finden konnte. Wenn du möchtest, kann ich dich gerne beraten.“
Okay, die Nummer hat er mir auf Milenas Party wohl doch nicht abgekauft. Aber seit wann ist er so ein Scherzkeks? Wer ist er und wo hat er Milenas langweiligen und verklemmten Streberbruder versteckt? Ich muss aber feststellen, dass mir direkt ein Stein vom Herzen fällt. So macht es einfach viel mehr Spaß. Ich hatte echt befürchtet, dass wir uns eine Woche lang nur anschweigen würden.
„Hör mal, ich weiß, dass es Milena unheimlich wichtig ist, dass wir diese Woche friedlich miteinander überstehen. Wie wäre es, wenn wir einfach mal alles vergessen, ganz neu anfangen und eine richtig gute Zeit miteinander verbringen?“, reiche ich ihm verbal die Hand. So viel wie eben habe ich noch nie mit Lukas gesprochen, aber das könnte auch daran liegen, dass ich unsere WG immer fluchtartig verlassen habe, sobald der Langweiler zu Besuch kam, und auf Partys gabs immer die andere Zimmerecke, in die ich flüchten konnte.
„Bin dabei. Du weißt, dass ich für Milena alles tun würde, sogar einen Friedensvertrag mit dem Feind aushandeln“, lenkt Lukas ein.
„Feind?“ Ich huste.
Lukas scheint etwas erwidern zu wollen, überlegt es sich dann aber anders und streckt mir die Hand hin. „Einverstanden!“ Ich schlage ein.
Das kann ja heiter werden.
Lukas
Ich war tatsächlich mächtig nervös, seit feststeht, dass ich nicht mit meiner kleinen Schwester Milena nach New York fliege, sondern ihre beste Freundin Hazel mich begleiten wird. Hazel! Also Hazel!
Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, Hazel wirklich richtig zu kennen. Als ich mein Schwesterchen zum ersten Mal in ihrer WG besucht habe, hat mich ein elektrischer Schlag durchfahren, als ich ihre Mitbewohnerin sah. Diese wahnsinnig grünen Augen, die dunklen Haare und der immer leicht verächtliche Zug um ihre Mundwinkel.
Leider musste ich schnell begreifen, dass der in erster Linie exklusiv für mich reserviert war. Mit ihrem grenzenlosen Selbstbewusstsein und ihrer scharfen Zunge hat sie mir echt Respekt eingejagt, obwohl sie drei Jahre jünger ist als ich. Sie war einfach nie meine Kragenweite, und ich war für sie immer unsichtbar.
Wenn ich Glück hatte.
Wenn ich Pech hatte, war ich begehrte Zielscheibe für ihren Spott.
Hazel war immer umschwärmt und konnte sich die Typen aussuchen, auch wenn sie sich nie für längere Zeit festgelegt hat. Und auf mich schon mal gar nicht.
Doch nun starten wir gemeinsam den Städtetrip in eine der größten Metropolen der Welt.
Als Hazel nun in einem schweinchenrosa Jogginganzug am Flughafen neben mir steht, habe ich plötzlich das Gefühl, dass es doch ganz gut werden könnte. Denn Humor scheint sie doch zu haben, und zum ersten Mal wirkt sie eher gutmütig und lässt sogar Selbstironie zu.
Das wird schon werden, und die eine Woche werden wir uns schon arrangieren können. Die Sache mit dem gemeinsamen Doppelzimmer bereitet mir zwar immer noch ein klein wenig Bauchschmerzen, aber diese Schwäche werde ich vor ihr ganz sicher nicht zugeben. Hazel wirkt einfach immer so souverän und selbstbewusst, dass ich mich neben ihr immer ganz klein, dumm und tollpatschig fühle.
Für mich ist es die allererste Reise in die Staaten und ich bin etwas unsicher mit den Abläufen, aber Hazel ist offensichtlich erfahren, und so lasse ich ihr scheinbar gentlemanlike den Vortritt, um mich dann unauffällig an sie dranzuhängen. Das klappt auch so lange, bis beim Einchecken eine Meldung bei meinem Namen aufblinkt und ich vom Flugpersonal darauf hingewiesen werde, dass mich beim Boarding ein Extra-Check erwartet. Schockiert starre ich die Dame in Uniform an und spüre, wie mir der Schweiß ausbricht, als ich neben mir ein Kichern wahrnehme.
„Du bist doch echt ein Glückskeks!“ Hazel kann sich kaum beherrschen. Als sie meinen Schockzustand wahrnimmt, setzt sie beruhigend nach: „Das ist nicht schlimm, mach dir keine Sorgen. Die ziehen rein zufällig einzelne Passagiere heraus und gucken dir genauer in den Rucksack. Mach dir keinen Stress deswegen!“
Das beruhigt mich tatsächlich ein wenig und so bin ich wenigstens vorgewarnt, als ich dann prompt aufgefordert werde mitzukommen. Wie viel Pech kann man eigentlich haben, direkt bei seinem ersten US-Flug einmal durch die Security-Mangel gedreht zu werden?
Ich muss meinen Rucksack öffnen, mein Handy wird abgescannt, es gibt einen Sprengstoffabstrich – und die ganze Zeit fühle ich mich wie ein potenzieller Terrorist. Der Schweiß rinnt mir vor Aufregung herab, und als ich darüber nachdenke, dass mich das noch viel verdächtiger macht, werden wahre Sturzbäche daraus. Fix und fertig kehre ich nach der überstandenen Prozedur in den allgemeinen Wartebereich zurück, wo Hazel gerade zu einem fiesen Verbrecherspruch ansetzen will. Offensichtlich sehe ich aber so erbärmlich aus, dass sie mir stattdessen den Platz neben sich freiräumt, den sie mir reserviert hat, was ich nun wieder echt nett finde. Ich lasse mich mit einem tiefen Seufzer plumpsen.
Plötzlich beugt sich Hazel ganz nahe zu mir und flüstert mir ins Ohr: „Na, du alter Bombenleger?“
Erschüttert reiße ich den Kopf zur Seite und blicke direkt in Hazels grüne Augen, um die herum sich Lachfältchen ziehen. Die ganze Hazel bebt vor unterdrücktem Lachen, ehe sie schließlich laut herausprustet, und da ist der Bann gebrochen. Die Anspannung fällt von mir ab und ich lache lauthals mit ihr, schüttle ungläubig den Kopf und kann endlich loslassen.
Eine halbe Stunde später dürfen wir endlich an Bord der Boeing 767-300 und richten uns auf unseren Sitzplätzen ein. Acht Stunden Flug in Ölsardinenhaltung liegen vor uns. Hazel scheint das locker zu nehmen. Während ich noch hin und her rutsche, um eine halbwegs akzeptable Position zu finden, streift Hazel ihre Sneakers ab, schlüpft in seltsam wuschelige Socken und rollt sich wie ein Bär im Winterschlaf auf ihrem Sitz zusammen. Und schon stöpselt sie ihre Kopfhörer ein und drückt auf dem Bildschirm vor ihrem Sitz herum. Okay, das war es dann wohl mit Kommunikation und Kennenlernen, aber das soll mir gerade nur recht sein, so kann ich wenigstens in Ruhe schlafen.
Na gut, könnte ich vielleicht, wenn ich nicht so aufgeregt wäre. Um mich herum sind plappernde Familien mit quiekenden und quakenden Kindern, verliebte Pärchen, die romantisch zum Start Händchen halten, Buchfreaks, die ihre Nasen in E-Book-Reader versenken – und neben mir Hazel, die sich endlich für einen Film entschieden hat.
Neugierig lehne ich mich ein wenig zurück, um zu spicken, was sie sich in den nächsten Stunden anschauen will. Da ziehen sich Hazels Augenbrauen nach oben und sie wirft mir einen fragenden Blick zu, ehe sie sich einen Ohrstöpsel herauszieht und auf dem Bildschirm auf Pause drückt.
„Das ist aber nicht dein erster Flug, oder?“, fragt sie mich skeptisch.
„Natürlich nicht!“, sage ich schnell, ehe ich zurückrudere. „Na ja, ehrlich gesagt war ich die letzten Jahre im Urlaub vor allem wandern in den Bergen. Aber nach dem Abi damals bin ich mal nach Mallorca geflogen.“
Hazel zieht die Nase kraus, schüttelt den Kopf, schält sich langsam aus ihrer gerollten Igel-Position, kommt neben mir richtig zum Sitzen, stöpselt den rechten Ohrhörer ins linke Ohr um und reicht mir den linken Hörer. „Das ist Three Billboards Outside Ebbing, Missouri. Mein Lieblingsfilm. Du wirst diesen Film gut finden. Kritik akzeptiere ich nicht. Deal?“
Für einen Moment bin ich ein klein wenig fassungslos, denn das ist wirklich lieb, was Hazel da für mich macht. Ich grinse schief und verkable mich mit ihr und dem Film. Nachdem alle Durchsagen des Bordpersonals erfolgreich absolviert sind, startet endlich der Flug und damit auch die Story auf dem Bildschirm. Ich lehne meinen Kopf an Hazels Sitz, damit ich auf ihrem Bildschirm etwas erkennen kann, und tauche dann völlig ein in die Welt von Frances MacDormand als verzweifelte Mutter Mildred und Woody Harrelson als Sheriff Bill Willoughby.
Als der Film vorbei ist und ich nur mit Mühe ein paar Tränen unterdrücken kann, kehre ich aus der dichten Atmosphäre dieses grandiosen Werks zurück in das brummende Flugzeug, um festzustellen, dass Hazel neben mir eingeschlafen ist. Friedlich schnaubt sie mit leicht geöffneten Lippen und ich beschließe, es ihr gleichzutun. Der Film hat meine Nervosität verjagt, und nur unterbrochen von gelegentlicher Verpflegung durch das Bordpersonal dösen wir friedlich, während die Boeing uns über den Atlantik bringt.
Vera Conny Jacks Liebe zu New York in Bildern