Meer Gefühle mit dir von

Meer Gefühle mit dirTravel. Love. Gran Canaria.

 Gran Canaria

Laras Gefühle sind so stark wie ein Vulkanausbruch. Kann Canario Aday ihre Wunden heilen?

Nach dem Ausbruch des Vulkans auf La Palma wird die frisch gebackene digitale Nomadin Lara evakuiert. 

Ausgerechnet nach Gran Canaria, nicht gerade ihr Favorit der Kanaren. Zu laut, zu touristisch, zu deutsch.
Zusätzlich wüten in ihr der Liebeskummer einer verkorksten Affäre und jede Menge Zweifel.
Doch dann lernt Lara in Agaete, dem abgelegene Fischerdorf ganz im Norden der Insel, Aday kennen.

Er bringt ihr die geheimnisvolle Kultur der Canarios näher, der frühesten Einwohner des Kanarischen Archipels, schenkt ihr Ruhe und versorgt ihre inneren Wunden.
Schnell hat Lara Gefühle für Aday. Doch irgendwas fehlt – kann man ohne Schmetterlinge im Bauch überhaupt verliebt sein?

Und dann ist da noch ihr großer Traum, der sie ans andere Ende der Welt führen wird.

Dumm nur, dass Aday nicht wegkann.

Meer, Kanaren-Flair und eine Eruption an Gefühlen 

 

 


Gran Canaria Eindrücke von Nanni Jimenez


Nanni Jimenez - Autorin bei Flamingo Tales

Über Nanni Jimenez

Nanni hat eine Marketingagentur und ist damit jetzt schon seit 17 Jahren ortsunabhängig selbständig. 2013 entdeckte sie das Reisen. Damals ging es für sie mit dem Rucksack für zwei Monate nach Thailand. Eine Zeit, die ihr Leben für immer verändert hat. Denn seitdem gibt es neue Lieben in ihrem Leben: Das Reisen und das Schreiben. Seit einigen Jahren ist sie auf Gran Canaria und gibt in ihrem Blog „Remote Gran Canaria“ Tipps für die Auswanderung auf die Kanareninsel.

Nach „Nah am Abgrund ist die Aussicht am besten“ und „Schöne Grüße aus der Hölle“ ist „Meer Gefühle mit dir“ ihr dritter Roman, in dem sie die Liebe zu ihrem aktuellen Wohnort in eine tiefgründige Liebesgeschichte einwebt.


Leseprobe

Herzlich willkommen auf Gran Canaria – Playa des Inglés

Lara

Ich nehme einen tiefen Atemzug, den ersten auf der neuen Insel, den ersten nach dem zweiten Neubeginn innerhalb eines Jahres. Es riecht anders, hier auf Gran Canaria. Obwohl ich nur eine halbe Stunde geflogen bin, ist es nicht wie auf La Palma. Der Staub des Vulkanausbruchs ist hier weder spür- noch sichtbar, und das Leben scheint weiterzulaufen, als ob nichts geschehen wäre.
Könnte auch mein Leben einfach weitergehen, als ob nichts geschehen wäre? Kein Ausbruch, kein Drama? Als würde geografische Distanz auch emotionale Distanz herbeizaubern? Könnte ich plötzlich gelassen und optimistisch sein? Vielleicht stehe ich aber auch einfach noch unter Schock. Oder es ist doch die heilende Energie des Neuanfangs, von der man immer hört? In jedem Fall ist der schwere Stein, der seit Wochen auf meiner Brust gelegen hat, irgendwie weg.

Langsam gehe ich zur Bushaltestelle gegenüber dem Flughafen. Der starke Wind wirbelt meine langen rotbraunen Locken durcheinander. Als ich mich umblicke, fällt mir auf, wie viel weniger grün es hier ist, stattdessen herrschen Brauntöne vor. Es ist trockener und auch deutlich wärmer.
Ich ziehe meine Strickjacke aus und wedele mir Luft zu. Ich bin gerade noch damit beschäftigt, mit roher Gewalt die Strickjacke in meine Handtasche zu stopfen, als eine rote Rostlaube quietschend neben mir stehenbleibt und Vicky fröhlich „Hola guapa“ jubelt. Aus meiner Zeit auf La Palma weiß ich, dass das „Hallo, du Hübsche“ bedeutet. Sie springt aus dem Auto, rennt auf mich zu und umarmt mich fest, was mir unheimlich guttut.
„Lara! Herzlich willkommen auf Gran Canaria! Du siehst ja mega aus! Und gerade wenn man bedenkt, was du alles hinter dir hast. Wie braun du bist! O Gott, und deine Haare, du weißt ich liebe deine Haare, dieses rotbraune Locken-Gewirr. Es ist so großartig, dich wieder zu sehen. Also dich im Ganzen, nicht nur deine Haare. Jetzt komm, ich bring dich erstmal zu mir. Und dann schauen wir mal, wie es weitergeht.“ Vicky ist aufgedreht wie schon früher zu unseren Schulzeiten. Immer gut gelaunt, nicht gerade wortkarg. Sie hievt meinen Koffer in den Kofferraum. „Du reist nicht wirklich mit leichtem Gepäck, was? Was ist denn da bloß alles drin?“, plappert sie vor sich hin.
Es ist total lieb von ihr, mich abzuholen und in meiner Not aufzunehmen, aber mir fällt direkt wieder ein, warum ich mich in ihrer Gegenwart immer ein wenig kleiner fühle als sonst. Sie hat eine perfekte Figur, lange blonde Haare, schminkt sich nicht viel, weil sie einfach so schon sehr hübsch ist, und trägt immer etwas Enges oder Kurzes, oder beides.
Ich zuppele mir an meinem Pony herum. Wie gerne hätte ich statt meiner langweiligen braunen Augen auch so leuchtend blaue. Oder wäre insgesamt ein bisschen mehr so wie sie. So liebreizend und unwiderstehlich. Vielleicht wäre mir das alles dann auch gar nicht passiert.
Sie lenkt das Auto deutlich zu schnell in die scharfe Kurve, die auf die Autobahn führt, ich greife reflexartig zum Griff an meiner Beifahrertür und schaue sie erschrocken an. „Ups“, sagt sie nur kurz, als sie zu nah an die Leitplanke kommt, und grinst.
„Hier darf man eigentlich nur vierzig fahren, stand da, hast du das Schild nicht gesehen?“ kommentiere ich die Kamikaze-Aktion.
„Ah, doch noch im deutschen Modus, alles gut, ich habs im Griff. Vertrau mir.“
Deutscher Modus, weil ich nicht mit achtzig Sachen in eine Kurve fahre?
Vicky fährt viel zu schnell über die Autobahn und für meinen Geschmack auch zu dicht auf. Ich hoffe sie weiß, was sie tut. Denn für noch mehr Unglück fehlt mir die Kraft. Ich kann die Gegend gar nicht richtig wahrnehmen, da kommen wir schon an.
„Hola Vicky“, sagt ein Nachbar freundlich von der anderen Seite des Gartenzauns. „Buenos días“, flötet ein älteres Pärchen, das neugierig über die niedrigen Zäune spähen, während wir den Koffer nicht gerade leise über den Asphalt zerren. Vicky ruft allen fröhlich entgegen, dass sie gerade keine Zeit für einen Plausch habe, denn sie hätte endlich mal Besuch aus Deutschland. Dabei bin ich gar nicht aus Deutschland, sondern war die letzten Monate ja auf La Palma. Und ich besuche sie nicht wirklich freiwillig.
Alle lächeln mich freundlich an und einige geben mir ein „Herzlich willkommen auf Gran Canaria“ mit auf den Weg.
„Wie lange wohnst du jetzt hier?“, will ich wissen.
„Knapp ein Jahr. Ich bin irgendwie hier hängen geblieben. Es ist ein bisschen anstrengend in einer Tourianlage zu sein. Die Leute gucken immer komisch, wenn man mit dem Laptop dasitzt, fragen auch gerne mal, und so habe ich in den letzten Monaten bestimmt hundert Mal erklärt, was ein digitaler Nomade ist. Haben alle mit dem Kopf geschüttelt, das kannst du dir ja sicher vorstellen.“
„Vor gar nicht all zu langer Zeit war ich ja auch noch so.“ Ich lache etwas peinlich berührt.
„Stimmt! Das hatte ich schon ganz vergessen. Ts Ts ts – und jetzt schau dich an – selbst eine waschechte digitale Nomadin.“
„Na ja, in Ausbildung. Ich übe noch. Und ob ich dabei bleibe, weiß ich auch noch nicht. Das ist alles ein großes Experiment und so richtig sicher bin ich mir noch nicht mit alledem. Bisher läuft‘s noch nicht so gut.“
„Ach, was gibt’s da zu üben? Und es muss ja nicht immer alles richtig sein, oder? Wie auch immer, hier sind, wie du siehst, alle supernett, es ist einigermaßen günstig, das W-Lan ist supergut und die Lage ist halt perfekt für mich. Wir sind mitten im Zentrum von Playa del Inglés. Hier geht vor allem abends richtig die Post ab. Wir gehen morgen feiern, oder?“
Ich weiß, dass ich mitgehen muss, aber auch, dass ich den Ort hassen werde und niemals freiwillig dorthin gegangen wäre. Aber aus Dankbarkeit für das Obdach, das Vicky mir einfach so angeboten hat, werde ich natürlich mitkommen, ohne mich zu zieren oder die Langweilerin, die ich bin, zu erkennen zu geben. Ich lächle sie, so gut ich kann, an und nicke.
„Wird sicher super“, sage ich noch dazu, weil ich nicht sicher bin, wie gut ich geschauspielert habe.
Gran Canaria ist echt nicht das, was ich mir erträumt habe. Zu laut, zu touristisch, zu deutsch. Zumindest ist das der Eindruck, den ich über die Medien so mitbekommen habe.
Hoffentlich kann ich bald meine Träume verwirklichen und endlich nach Südamerika. Die Atacama Wüste und die Milchstraße muss ich unbedingt gesehen haben. Es gehört zu den fünf Dinge, die ich im Leben machen will, am besten, bevor ich im nächsten Jahr dreißig werde. Ich möchte tauchen lernen, eine neue Sprache gut sprechen, einmal laut Karaoke singen.
Ich möchte nach Chile fliegen, von dort mit dem Bus verschiedene Orte abklappern, bis ich in der Atacama Wüste angekommen bin. Dort einige Tage bleiben und dann in der Nacht in die Wüste zu einer Sternwarte. Angeblich ist das der beste Ort auf der Welt, um die Sterne zu sehen, weil die Wüste so trocken und hoch gelegen ist. Ich freue mich schon ein ganzes Leben darauf, zumindest die letzten zehn Jahre. Und bald wird dieser Traum in Erfüllung gehen. Zusammen mit der Idee, zwei Jahre in Südamerika zu verbringen. Denn nach der Sache mit der Milchstraße will ich unbedingt zum Machu Picchu. Bisher bin ich noch nicht viel herumgekommen in der Welt, deshalb wollte ich mich in La Palma erstmal „aufwärmen“, aber Dokumentationen habe ich mir schon Hunderte angesehen. Und ich weiß nicht warum, sobald es um Chile und Peru geht, schlägt mein Herz höher. Und wenn nicht jetzt, wann dann?
Nichts kann mich hier halten. Gran Canaria wird nur ein kurzer Zwischenstopp werden. Das fühle ich.